Theatergruppe Siedelsbrunn: An zwei Abenden begeistert die turbulente Komödie „Messerscharf und sexy“ nicht nur das Publikum, sondern auch den aus der Schweiz angereisten Stückautor.
Wie rettet man ein Familienunternehmen? Um diese Frage dreht sich das Stück „Messerscharf und sexy“, das die Theatergruppe Siedelsbrunn erfolgreich an zwei Abenden auf die Bühne des Bürgerhauses brachte. Die Komödie zeigte auf humorvolle Art in drei Akten, wie eine Zirkusfamilie um das Überleben ihres Betriebes kämpft. Zu den beiden Aufführungen kamen neben zahlreichen Gästen aus der Region auch der Autor des Stücks Stefan Hensler. Er reiste dafür eigens aus der Schweiz an, da er sich die erste deutsche Aufführung seines Stücks nicht entgehen lassen wolte. Ähnlich ging es auch vielen Besuchern, denn die erste Vorstellung war restlos ausverkauft. Zur zweiten Aufführung gab es nur noch wenige Karten an der Abendkasse. Die große Begeisterung für das Theater hat in Siedelsbrunn schon seit über 100 Jahren Tradition, erzählte Heinz Schmitt, der als Zirkusdirektor auf der Bühne stand. Der Verein vesucht aber auch mit der Zeit zu gehen, auch was die Kulinarik betrifft: So gab es in diesem Jahr anstelle der obligatorischen heißen Wurt vegetarische und vegane Wraps. Und während der Aufführung raschelten leise die Popcorntüten in den Händen des Puplikums – fast so wie im echten Zirkus.
Zirkus steht vor dem Aus
Das Stück begann mit Schmitt als Direktor Louis, der das Aus seines Zirkus befürchtet, da helfen auch die Einwände seiner Frau Selma, gespielt von Sabine Bielefelt, nicht weiter.Sie war früher als Wahrsagerin in der Manage, hatte aber Probleme mit der Interpretation der Zukunft. Das führte unter anderem dazu, dass sie den Herzinfarkt einer Frau vorhersagte, der sich dann als Motorschaden eines Autos herausstellte. Neben Selma hat der Direktor noch einige andere „Talente“ in seinem Zirkus, die nicht wirklich gut in ihrem Job sind. Da wäre zum einem der Messerwerfer Boris (Dietmar Schwebel), der seit Jahren das Messer nur noch nach Gefühl wirft und dabei auch gerne mal danabenwirft. Zum anderen ist da der Clown Dimitri, der nicht nur kein sonderlich guter Clown ist, sondern auch richtig traurig durch seine Arbeit wird. Gespielt wurde der depressive Clown von Sven Bielefelt, der sein Debüt auf der Bühne feierte. Die einzige Nummer, die in dem Zirkus noch Applaus bekommt, ist die vom Löwendomteur Hektor (Maximilian Böddicker), der seine Erfolge immer wieder betont. Seiner Kollegin Esmeralda (Alexandra Schmitt) erklärt er: „Bei der Affennummer fragt man sich schon lange, wer sich zum Affen macht.“
Die Situation um den Zirkus verschärft sich, als die Nonnen auf deren Grundstück der Zirkus die meiste Zeit des Jahres steht, den Pachtvertrag kündigen. Nonne Dorotea gespielt von Conny Großkinsky, ist zwar einer der wenigen Fans des Zirkus, muss aber dafür sorgen, dass das Kloster wieder mehr Geld verdient. Da kommt Herr Sergei (Stefan Mathes) gerade richtig. Der russische Investor will auf dem Grundstück eine Fabrik eröffnen und zugleich noch den Kartoffelacker des Klosters übernehmen, der den Nonnen schon lange zu viel Arbeit bereitet. Bei diesen schlechten Aussichten hilft nur der Hanftee der Nonne Dorotea und ihrer Novizin Pankrazia, von Christiane Schmitt dargestellt. Dieser Tee ist der neueste Geschäftszweig des Klosters und wird von ihnen nicht nur an andere verteilt, sondern auch reichlich selbst getrunken.
Tausch von Rollen und Kosümen
Zur Rettung des Zirkus versuchen die Artisten nun, ihr Programm durch „Messerschärfe und Sexiness“ zu verbessern. Aus diesem Grund tauschen der Messerwerfer und der Clown ihre Rollen und die Seiltänzerin (Suzan Beutel) tauscht ihr Kostüm und zeigt mehr Haut, was erstaunlicherweise auch den Nonnen gut gefällt. Außerdem holen sie sich Tierärztin Kalberschreck, gespielt von Jennifer Gansmann, ins Team, die sich um die Zähne der Löwen und um die Affen kümmert. Und das neue Programm kommt gut an: Dadurch kann das Zirkusteam tatsächlich mehr Geld verdienen und bietet schließlich den Nonnen an, mehr Pacht zu bezahlen. Doch diese haben schon vor der Aufführung des neuen Programms den Vertrag mit Herrn Sergei unterschrieben. Als dann auch noch herauskommt, dass dieser eine Wodka-Fabrik auf dem Klostergelände plant, bereuen die Nonnen die Entscheidung vollkommen. Das Geschäft mir Alkohol ist für die Nonnen nämlich nicht nur ethisch ein Problem, sie befürchten auch Konkurenz für ihren Hanftee, der auch beim Zirkuspublikum gut ankommt. Gemeinsam mit dem Zirkus planen sie nun eine Intrige, um den Vertrag von Sergei zurückzubekommen – mit Erfolg. Der Plan gelingt und Direktor Louis kann mit seiner Familie weiter auf dem Klostergelände bleiben.
Auf und hinter der Bühne
Mit dem Stück sorgte die Theatergruppe Siedelsbrunn im Publikum für eine hervorragende Stimmung und zahlreiche Lacher. Neben den vielen Schauspielern auf der Bühne hatten auch einige weitere Engagierte hinter der Bühne zum Gelingen des Stücks beigetragen: Regie führten Sabine und Stefan Mathes, für die Maske war Ivonne Klausmann verantwortlich und Christian Meisenzahl sorgte für einen guten Ton. Das Bühnenbild, das das Zirkuszelt und Wohnwagen der Artisten andeutete, wurde von Tanja Nicolai, Florian Schmitt, Dominik Klausmann und Niko Benz gefertigt. Unterstützt wurde die Theatergruppe bei diesem Stück von den Firmen Morton, Ellerbrock und der FKP Zelt-Event GmbH.
Das nächste Sück plant die Theatergruppe im April 2026. Welches Stück gespielt wird, ist noch nicht entschieden. Interessierte dürfen sich aber schon heute auf ein neues kreatives Stück freuen.
Quelle: Odenwälder Zeitung / 14.04.2025 / Bild Gian-Luca Heiser