Im Bürgerhaus sorgten die Schauspieler vom Männergesangverein für gelungene Auftritte. Schon als der Vorhang den Blick auf das Wohn- und Esszimmer freigibt, wird gelacht.
Siedelsbrunn. „Die drei (k)nackigen Landfrauen“ heißt das Stück, das jetzt die Theatergruppe des Männergesangvereins Harmonie Siedelsbrunn auf die Bühne brachte und damit an zwei Abenden und einer Nachmittagsvorstellung für Stimmung im Bürgerhaus sorgte.
Schon als der Vorhang zurückgezogen wird und den Blick auf das Wohn- und Esszimmer der Familie Eberle freigibt, wird gelacht. Ganz klar, das liegt am Anblick, den Heinz Schmitt als Alfred Eberle bietet, in Kittelschürze mit Tuch um den Kopf und gelbem Staubwedel in der Hand – er will sauber machen, bevor seine Ehefrau nach Hause kommt, frisch erholt nach einem dreitägigen Urlaub auf der Beautyfarm mit Freundin und Tochter.
Nun taucht Alfreds Schwiegersohn Heiner auf, er bekommt einen Besen in die Hand und soll helfen. Franz Pfeiffle, der dritte Ehemann, bietet einen selbst gebackenen Käsekuchen an, um den Gattinnen einen würdigen Empfang zu bereiten. „Der kann doch gar nicht backen“, wundern sich die zwei anderen.
Sie putzen weiter, und dann taucht Franz auf, und es breitet sich ein merkwürdiger Geruch aus, und das Trio stellt fest: „Es ist keine tote Ratte, sondern der Käsekuchen.“ Franz hat ihn nämlich nicht mit Quark, sondern mit echtem Limburger Käse gebacken. Der Kuchen fliegt zum Fenster raus auf den Hof zu den Hühnern – das ist keine gute Idee, denn binnen Minuten sind der Hahn und seine Hennen tot. Beziehungsweise sie rühren sich nicht mehr. Das muss der Limburger Käse gewesen sein.
Zum Nachdenken bleibt keine Zeit, denn jetzt treffen die Damen ein, guter Stimmung, schick gekleidet und voll Lebenslust, verabschieden sich aber schon bald, um sich bei Mariele Gruber zu treffen mit dem Hinweis: „Wir müssen was bereden.“
Schnell erfährt das Publikum, die drei Landfrauen haben im Urlaub Rocco Papparazzo kennengelernt, einen Fotografen auf der Suche nach drei echten Frauen vom Land, der die Damen für einen Kalender mit Porträts von Landfrauen fotografieren will. Mariele, Vroni und Mathilde haben auf der Beautyfarm mit Nordic Walking und regelmäßiger Gymnastik mit Hanteln angefangen – wunderschön ist die Szene, als die drei mit Schweißband um den Kopf und Hanteln zur Musik von ABBA turnen – eine Vorbereitung auf das nachmittägliche Fotoshooting mit Rocco. Bleibt die Frage: „Was ziehe ich an?“, und die Entscheidung fällt für Bikinis.
Wenig später nimmt das Unheil seinen Lauf, und zwar in Gestalt von Rocco, der bei Alfred und Franz auftaucht und im selben Moment einen Auftrag bekommt, Bilder für den „Playboy“ zu machen und die Modelle für Juni, Juli und August abzulichten. Alfred und Franz sind der Meinung, dass es sich dabei um ihre Gattinnen handelt und überlegen panisch, wie sie denen das ausreden können.
Die kommen unterdessen mit der frisch gekauften Strandmode zurück, um sie in Vronis Schlafzimmer anzuprobieren. In den Ehemännern reift nun ein fataler Entschluss: nämlich ihrerseits Aufnahmen von sich machen zu lassen. Ein Freund mit Digitalkamera wird zum Fotoshooting in den Hühnerstall bestellt.
Was wiederum die Nachbarin Frieda auf den Plan ruft – für Petra Seibel-Simon, die in die Rolle der neugierigen Alten schlüpft, ist es die erste Rolle in der Laienspielschar. Mit ihrer dicken Brille kann Frieda das Geschehen im Hühnerstall allerdings nur schemenhaft erkennen. Nun kommt Rocco Papparazzo mit seiner Assistentin Trixie zu Vroni und kündigt an: „Wir müssen das Fotoshooting jetzt sofort machen.“ Tochter Mariele und Mathilde sind sofort zur Stelle, überglücklich, weil sie in Alltagskleidung und nicht in Bikinis abgelichtet werden; ihr Auftrag lautet nur: „Flirtet mit der Kamera, so, wie es die Mädchen auch in der Modelshow von Heidi Klum tun.“ Die ruft natürlich auch den Fotografen an.
Vroni, Mathilde und Mariele haben viel Spaß damit und überzeugen in ihren Rollen als Models vom Land. Sie bitten Rocco: „Bitte mach noch ein Foto von uns dreien in unseren neuen Bikinis, als Dankeschön für uns.“
Wochen später taucht der Fotograf wie versprochen wieder auf, im Gepäck den Kalender mit den Landfrauen-Porträts und dem Bikinifoto. Die drei Frauen können gar nicht fassen, wie hübsch sie auf den Kalenderblättern rüberkommen. Alfred sieht allerdings nur das Bikinifoto. Schnell bekommt er mit, dass seine Vroni und die anderen in ganz normaler Kleidung fotografiert wurden. Nun haben die Männer ein Problem. Denn sie haben ihr Nacktfoto an die „Odenwälder Zeitung“ verkauft. Schwiegersohn Heiner und Frieda kommen mit der Zeitung in der Hand dazu, und die Herren machen viel Furore – vielleicht aber nicht so, wie sie sich das vorgestellt haben.
Für ihre besseren Hälften ist das weniger lustig, sie befürchten ein künftiges Spießrutenlaufen und schicken deshalb lieber ihre Männer zum Bäcker. Am Ende gibt es einen Riesenapplaus, das Publikum feiert den gelungenen Theaterabend. Vom Bühnenbild über den Ton bis zu den Darstellern hat alles gestimmt. gg
Quelle: Odenwälder Zeitung / 24.04.2023 / Fotos: Fritz Kopetzky