Mehrere Chöre verabschieden ihren Leiter Oliver Fath mit jeder Menge Emotionen
Es war ein Abend, der unter die Haut ging. In der vollbesetzten TSV-Halle verabschiedeten sich vier Chöre aus dem Odenwald auf bewegende Weise von ihrem langjährigen Chorleiter Oliver Fath. Mit einem mehr als zweistündigen Konzert sagten sie nicht nur Danke- sie ließen auch eine über 20-jährige musikalische Reise Revue passieren, die von Professionalität, Leidenschaft und gegensitigem Vertrauen geprägt war.
Schon zu Beginn war zur spüren, dass dieser Abend kein gewöhnlicher war, Die Goldkehlchen der „Sängerlust“ Schlierbach eröffneten mit dem traditionellen Shanty „The Wellerman“ – kraftvoll und rhythmisch, fast wie ein symbolisches Aufbruchslied. Mit „Über den Wolken“ folgte eine nachdenklich luftige Nummer, die das Publikum zum Mitsummen brachte und das Bild des gemeinsamen Höhenflugs mit Oliver Fath musikalisch wunderbar unterstrich.
Die Chorgemeinschft Siedersbrunn griff diesen Gedanken auf und ergänzte ihn um das ergreifend vorgetragene „Tage wie diese“. Kaum ein Titel hätte besser zum Anlass gepasst: ein Tag voller Emotionen, Erinnerungen und dem Gefühl etwas Großes gemeinsam erlebt zu haben. In „Poquito cantas“ wurde es tänzerisch und temperamentvoll – ein Ausflug in andere Klangwelten, wie ihn Fath immer wieder in seine Programme einzubauen verstand.
Mit dem Frauenchor Fahrenbach wurde es innig. Sein „Can’t Help Falling In Love“ ging direkt ins Herz. „Nobody Knows“ und Que sera“ spiegelten jene Mischung aus Unsicherheit und Gelassenheit, die ein solcher Abschied mit sich bringt. Besonders stimmungsvoll: Der Überraschungsauftritt des Frauenchors in Nonnenkostümen mit dem spritzigen“I Will Follow Him“ – ein Augenzwinkern mit Gänsehautfaktor und ein weiterer Beleg für den Ideenreichtum, der Faths Chorarbeit immer auszeichnete.
Berührende Momente
Die Swinging Chords Ellenbach – seit ihrer Gründung im Jahr 2003 von Oliver Fath dirigiert – boten einen ihrer stärksten Auftritte: „Go Down Moses“ wurde zum dramatischen Apell, „Forever Young“ zur gefühlvollen Hymne auf das Bleibende, das über die Zeit hinausgeht. Als dann „Sweet Caroline“ durch die Halle schallte, wurde mitgesungen, geklatscht, gelacht – ein lebendiger Kontrast, der das Programm so abwechslungsreich machte.
In der zweiten Programmhälfte bündelten sich die Stimmen zu beeindruckenden Kooperationenen. Frauenchor und Sängerlust verschmolzen in „You Raise Me Up“ zu einem Klangkörper, der das Piblikum mitriss – getragen, aufbauend, fast tröstlich. Die Sängerlust setzte später mit dem A-cappella-Klassiker “ Only You“ einen emotionalen Höhepunkt und überraschte mit dem augenzwinkernden Lied „Wir sind die alten Säcke“, das viel Sympathie und Humor auf die Bühne brachte. Die Chorgemeinschaft überzeugte mit „Come missa Tallyman“ und dem atmosphärischen „Sailing“, bei dem sich viele im Publikum ihre eigenen Reisebilder malten.Mit den Swinging Chords gemeinsam sangen sie schließlich ein elektrisierendes „Oh Happy Day“ – pure Lendensfreude, die von der Bühne auf die Zuschauer übersprang.
In der Schlussphase wurde es schon fast intim. Die Swinging Chors widmeten Fath das berührende „Geboren, um zu leben“, bevor sie mit „Thank You For The Music“ noch einmal das Motto des Abends zusammenfassten. Es war nicht nur ein Lied – es war ein musikalischer Dank für Zeit, Geduld, Krativität und Hingabe.
Und dann der Moment , auf den viele gewartet hatten. Alle Chöre vereint auf der Bühne, die Halle still – „Tränen lügen nicht“, neu getextet: „Weil du für uns der Beste warst und bist“. Ein Satz, der mehr sagte, als jede Laudatio. Tränen flossen, viele standen auf, einige sangen mit – es war ein würdiger, zutiefst ehrlicher Abschluss. Nicht ganz: Mit „Arcobaleno“ wurde noch einmal die Hoffnung und Aufbruchstimmung beschworen.
Ein stilles Danke
Den allerletzten Ton des Abend jedoch setzte Oliver Fath selbst – ganz allein, am Mikrofon, mit „My Way“. Seine Stimme ruhig, klar und doch von Gefühl durchzogen. Es war sein Weg – und ein Geschenk an die Chöre, das Publikum, an alle die dabei waren. Kein großer Abschied , mit Pomp, sondern ein stilles, selbstbewusstes „Danke“ – und jetzt ist es gut.
Für die Chöre beginnt nun eine Zeit des Umbruchs, wie Laura Schäfer, Pressewartin der Swinging Chords, im Gespräch mit der OZ erklärte: Wir haben noch ein paar Proben mit Oliver, dann geht’s in die Sommerpause. Und dann schauen wir weiter.“ Man sei auf der Suche nach einer Nachfolge. Der Blick geht also nach vorn – aber was an diesem Abend klang, wird nachhallen. In den Herzen. Und in den Liedern.
Quelle: Odenwälder Zeitung / 25.06.2025 / Bild Gian-Luca Heiser